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Canibal

Das «Canibal» ist wohl eines der extravagantesten Tranchier-Messer die ich bisher schmieden durfte!

Der in der Schneide verwendete Stahl wurde mit Hilfe von Markus Zgraggen, dem wohl talentiertesten Schweizer Metallografen entwickelt und anschliessend im Institut für Eisenhüttenkunde in Aachen erschmolzen. Institutsleiter Herr Professor Dr. Bleck, Schmelzmeister Herr Dr. Hessling und wissenschaftlicher Berater Herr Dahlmann, haben den Stahl in Ihrem Labor realisiert.

Besonders an diesem Stahl ist nicht nur die erstmalig erschmolzene chemische Zusammensetzung, sondern auch die maximal hohe Reinheit. Es gibt wohl kaum einen reineren Stahl betreffend der Minimalgehalte an Stahlschädlingen wie Phosphor und Schwefel!

Der Guldimann-Stahl in groben Stücken nun in meiner Werkstatt angekommen, bedarf einiges an Schmiedearbeit. Durch das sich wiederholende Stapeln und Feuerschweissen mit sich selber, ist der Verformungsgrad hoch genug und so das Gefüge nochmals verfeinert. Erst dadurch ist die Kernlage bereit um mit dem Schachbrettdamast verbunden zu werden. Das Schmieden dieses Damastes war Zeitintensiv und verlangte einiges an Erfahrung und Feingefühl. Die Art dieses einzigartigen Damastes zählt zur Kategorie der Mosaikdamaste. Er ist sehr zäh und hat eine Härte von ca. 45 HRC, wodurch die Kernlage vor gänzlichem Durchbruch geschützt wird. Erst dann folgte die Formgebung zum Messer, wobei die Vorzüge einer kontrollierten thermomechanischen Umformung ausgenutzt wurden. Währenddessen durfte nur der Schmiedeofen als Lichtquelle dienen, weil die Glühtemperatur des Schmiedestücks ohne Interferenzen besser zu kontrollieren sind.

Jeder möglichst fehlerfrei ausgeführte Teilbereich dieses Schmiedeprozesses, ist die Basis für langwährende Schärfe und Schneidhaltigkeit.

Anschliessend wurde das Messer grobgeschliffen und mittels Doppelhärtung, gefolgt von einer Zwischenvergütung, auf hohe Verschleissbeständigkeit getrimmt. Um die nun sehr hohe Härte etwas zu entspannen bzw. alltagstauglicher zu machen, wurde die Anlassbehandlung durchgeführt. Die Härte liegt durchschnittlich bei 66.5 HRC.
Die dunkle Patina, erzeugt durch ein Bad im Löskaffee, sorgt für eine langwährende Optik.
Der unten rundliche und oben kantige Griff besteht aus Hirschhorn und Ebenholz. Der Sicherungsstift aus Chromstahl, welcher auf der Drehmaschine gefertigt wurde, sorgt für spielfreien Klingensitz in der Ebenholz-Scheide.

Empfehlungen

  • Die Schneide hat eine filigrane Geometrie, daher ist das Messer nicht geeignet für Knochen und gefrorene Lebensmittel.
  • Um Schnittgut auf die Seite zu schieben, bitte den Rücken verwenden und nicht mit der Schneide schaben. Beim Schaben leidet die Schärfe unnötig stark, da sich die Schneide umlegt!
  • Die Klinge ist nicht rostfrei, daher unmittelbar nach Gebrauch mit warmem Wasser und evtl. wenig Seife reinigen, danach sofort abtrocknen.
  • Nicht in der Spülmaschine waschen.
  • Für die Reinigung keinen kratzenden Schwamm verwenden.
  • Die Helligkeit der Klinge kann sich verändern (Patinabildung). Die Verfärbung der Klinge kann mit Keramikherdreiniger und einem Lappen vorsichtig entfernt werden. Danach gut abspülen und sofort trocknen!
  • Jede Klinge verliert bei Gebrauch ihre Schärfe. Dessen Wiederherstellung soll behutsam mit dem Wetzstahl (Dick Micro, Superfeinzug) geschehen.
  • Nach einer bestimmten Zeit des Wetzens muss die Schneidphase mit feinen Wasserschleifsteinen (1000er-12000er) wiederhergestellt werden.
  • Schärfwinkel = 18° pro Seite. Empfohlenes Gerät:

Technische Details

Schachbrett-Damast: 1.2767 + 1.0570
Kernlage: Guldimann-Stahl
Schneidenhärte (UCI Prüfung): 66.5 HRC +/- 1HRC
Griff: Hirschhorn / Ebenholz
Gesamtlänge (mit Griff): 500 mm
Länge der Klinge: 318 mm
Höhe der Klinge: 38.4 mm
Dicke der Klinge beim Griff / Mitte der Klinge: 2.84 mm / 2.05 mm
Gewicht des Messers: 219 g